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BHDS:Weihnachtsgruß

Warum wir trotzdem mit gutem Gewissen Weihnachten feiern sollten?
Datum:
17. Dez. 2024
Von:
Emil Vogt (Bild von falco auf Pixabay)
Emil Vogt

Krieg, Flucht, Armut: Die Welt steckt in der Krise. Unter warmen Lichtern unbeschwert über den Weihnachtsmarkt schlendern: Die Welt steckt in der Krise, doch wir feiern Weihnachten. Ist das angebracht?

Wenn ich an die Weihnachtsmärkte denke, dann riecht die Nacht nach Zimt und Raclette. Weihnachtslichter funkeln, ausgelassen stoßen Menschen auf dem Weihnachtsmarkt mit Glühwein an. In ihren Jackentaschen summt das Smartphone: Bomben explodieren in der Ukraine, in Jerusalem, dem Gasa-Streifen und im Libanon. An vielen Orten wütet die schlimmste Hungerkrise. Und wir haben eine Klima- und Wirtschaftskrise.

 

Wie sollen wir in solchen Zeiten Weihnachten feiern? Dürfen wir das Leid der Welt einfach ausblenden, uns einen Advent lang in wohlig warme Watte packen und Weihnachtslieder singen, backen, uns auf viele Geschenke sowie deftigen Weihnachtsschmaus freuen?

 

«Advent und Weihnachten sind Zeiten der Hoffnung und des Friedens», sagt der Ethiker Markus Zimmermann, Professor an Universität Freiburg. Eine Zeit, die uns zeige, dass wir nicht alleine sind – aller Widrigkeiten zum Trotz. «Wenn wir Weihnachten nicht mehr feiern, wären wir als Menschheit noch viel ärmer dran, als wir das aufgrund sinnloser Kriege und Leid ohnehin sind.»

Ruth Baumann-Hölzle, Leiterin des Interdisziplinären Instituts für Ethik im Gesundheitswesen, erinnert an den Kern dieser Feiertage: die Weihnachtsgeschichte. In der säkularen Welt gerate sie immer mehr in Vergessenheit. Das entstandene Vakuum von fehlenden Sinnerzählungen werde mit Konsum und Reisen in ferne Länder über die Weihnachtstage gefüllt. Dabei zeige uns die Weihnachtsgeschichte, was es bedeute, wenn Menschen in Not an Türen klopfen und diese verschlossen bleiben. «Sie erinnert uns an unsere Verantwortung gegenüber schutzbedürftigen Menschen – und könnte somit nicht aktueller sein.»

 

Die Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Lukas beschreibt so konkret wie möglich die Situation der damaligen Zeit: „in der Regierungszeit des Kaisers Augustus, als Quirinius Statthalter von Syrien war, in den Tagen, als alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen waren - da, in diesem Zeitfenster, zog Josef mit seiner Verlobten von Nazareth nach Bethlehem. Und dort, in diesem Dorf, in einem Stall, wird ein Kind geboren und von seiner Mutter Maria, in Windeln gewickelt, in eine Krippe gelegt“.

 

Und genau darum mag es dem Evangelisten Lukas gehen. Mit der Geburt Jesu im Stall, mit der Verkündigung an die Hirten auf dem Feld wird deutlich: Gott unterbricht eben die bis dahin geltende Ordnung. Gott hat nichts – wie vermutet – von der Art eines gottgleichen Königs, sondern er steht auf der Seite einfacher Hirten. Das ist auch heute die Botschaft der Weihnachtsgeschichte.

 

Die Aufforderung der Weihnachtsgeschichte in diesem Jahr lautet: Wenn wir in diesen Stunden, am Heiligen Abend anders miteinander umgehen, liebevoller, wenn wir uns darum kümmern, dass niemand allein ist, wenn wir uns bei unseren Freunden und Bekannten melden, wenn wir uns beschenken, füreinander beten, dann haben wir längst begonnen, die aktuelle Situation zu verbessern, dann ist der erste Schritt doch schon gemacht.

 

In diesem Sinne, eine besinnliche Adventszeit und frohe und gesegnete Weihnachten!

Ihr/Euer

Emil Vogt
Bundesschützenmeister